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Review: Streckenplaner 97

von Nico Barbat

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Ein altes Sprichwort besagt, daß alle Wege nach Rom führen. Wenn dieser schlaue Spruch auch auf Sie zutrifft, dann mangelt es Ihnen offenbar am notwendigen Wegweiser: die digitalen Autokarten schaffen Abhilfe und bringen wieder Ordnung in den Straßendschungel.

In einer Zeit, in der auf PCs und Macs nahezu jede große Tankstellenkette und jeder Medienverlag, der etwas auf sich hält, in regelmäßigen Abständen eine eigene Computer-Straßenkarte veröffentlicht, haben die Amiga-Anwender wieder einmal weniger Auswahl - jedoch nicht das Nachsehen, denn in Sachen Qualität stehen die beiden großen Amiga-Straßenkarten ihrer Konkurrenz auf anderen Plattformen in nichts nach ...

Der Sinn solcher Planer wird schnell deutlich: das lästige und obendrein gefährliche Blättern in Straßenkarten während der Fahrt auf der Suche nach der richtigen Abzweigung soll sich durch eine gut strukturierte und übersichtliche Auflistung des vorgeplanten Weges schon von vornherein erübrigen. Und diese Aufgabe erfüllt Streckenplaner 97, der konsequent weiterentwickelte Nachfolger von Amiga Route, recht zufriedenstellend.

Die Vorgehensweise von Streckenplaner 97 ist denkbar einfach. Die Installation der wichtigsten Daten erfolgt bequem über den Amiga Installer. Nachdem das Programm in den Speicher eingelesen wurde, kann es dann auch schon ohne große Vorbereitung losgehen. Alles, was grundsätzlich benötigt wird, ist die Eingabe des Heimat- bzw. Startortes und des gewünschten Zielortes. Wer gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und auf dem Wege noch ein oder mehrere zusätzliche Zwischenziele ansteuern möchte, kann diese ebenfalls in das Eingabefenster eintragen bzw. ganz bequem aus der Liste der vorgegebenen Orte auswählen.

Mit dem obligatorischen Klick auf den Button "Route berechnen" startet die Streckenberechnung. Dabei ist positiv anzumerken, daß diese technisch anspruchsvolle Berechnung auch bei einer großen Anzahl von anzusteuernden Wegpunkten selbst auf langsamen Rechnern erfreulich schnell abläuft.

So erscheint schon nach wenigen Sekunden die genaue Routenbeschreibung in Form einer Auflistung aller zu passierenden Streckenabschnitte oder nur der wichtigen Wegpunkte, an denen man die Route wechseln muß. Neben der tabellarischen Anzeige der Namen der einzelnen Streckenpunkte wird darüber hinaus auch der voraussichtliche Benzinverbrauch, die genaue Entfernung in Kilometern und die Zeit in Minuten genannt - eventuelle Staus nicht inbegriffen. Die Wegroute mit den unterschiedlichen Zwischenstationen läßt sich außerdem nach Belieben optimieren.

Wem die Ausgabe als Text nicht zusagt, der kann sich die Strecke selbstverständlich auch auf der digitalen Landkarte anschauen (oder als solche ausdrucken). Die Grafik gestaltet sich zwar pragmatisch und übersichtlich, hinkt aber der Konkurrenz qualitätsmäßig etwas hinterher, was jedoch durch die geringen Anforderungen an die Hardware gerechtfertigt wird. Zudem ist dadurch ein relativ schneller Bildaufbau garantiert, was wohl im Interesse des Anwenders liegt. Die beliebig zu wählenden Bildausschnitte können mit den Cursor-Keys gescrollt werden (eine Scroll-Leiste fehlt hier unverständlicherweise). Gleichfalls kann die Grafik in vielen Punkten verändert werden. So können zum Beispiel die verschiedenen Straßentypen (Autobahn, Landstraße, usw.) ausgeblendet oder beliebig gefärbt oder Maßstäbe und Schriftarten verändert werden. Bei ausreichender Rechenleistung lassen sich auch mehrere Karten gleichzeitig auswählen.

Nun ist aber bekanntlich nicht nur jede Karte, sondern auch jeder Mensch anders, und das spiegelt sich auch in der Fahrweise eines jeden wieder. Da erscheint es sinnvoll, daß individuelle Daten in der Berechnung berücksichtigt werden. Dies sind in erster Linie natürlich technische Daten des Autos wie der geschätzte Benzinverbrauch und die angestrebte Durchschnittsgeschwindigkeit auf den einzelnen Straßenarten, aber auch die persönliche Angabe der bevorzugten Straßenart. Wer z.B. Bedenken hat, sich auf schnellen Autobahnen oder auf Stau-gefährdeten Stadtstraßen fortzubewegen, der kann diese Typen einfach abschalten und so umgehen. Sinnvoll erscheint in diesem Sinne auch die Option, beliebig viele Fahrzeugdaten (gleich Benutzer) speicher- und nutzbar zu machen.

Entsprechend der so definierten persönlichen Daten läßt sich dann auch die Strecke unterschiedlich und nach dem eigenen Geschmack optimal berechnen. Zur Auswahl stehen dafür vier optionale Streckentypen: die schnellste, kürzeste, billigste oder eben die angenehmste (bevorzugte) Route.

In einem Vergleichstest stimmten übrigens die Angaben von Streckenplaner 97 weitgehend mit den Angaben aus unserem hausinternen Buch, das die exakten Entfernungen zwischen allen großen Städten Europas wiedergibt, überein.

Soweit klingt alles gut und schön. Ein einziges Manko jedoch haftet Streckenplaner 97 schwer an. Zwingend erforderlich für jede Berechnung ist nämlich das tatsächliche Vorhandensein aller vom Benutzer verwendeten Orte in der internen Datenbank des Programmes. Und dieses Manko läßt sich am besten durch Zahlen ausdrücken: während in der Spezialversion von Konkurrent AmiAtlas rund 15000 Orte und 26000 Straßenverbindungen enthalten sind, verfügt Streckenplaner 97 lediglich über einen schmalen Umfang von 3500 Orten und 6700 Straßenabschnitten - Orte wie Osterrönfeld oder Autobahnauffahrten wie Köln-Poll sucht man daher vergeblich. Das Hinzufügen (und Entfernen) von Orten und auch Straßen ist zwar theoretisch möglich, indem entweder die Position auf der Karte direkt angeklickt oder per Koordinaten unterschiedlichster Art definiert wird, in der Realität aber gerade bei größeren Mengen nicht vorhandener Orte doch relativ zeitaufwendig und störend. In dieser Hinsicht sollte der Planer in den kommenden Versionen unbedingt erweitert werden. Im gleichen Zuge sollte aber auch erwähnt werden, daß schon im Standardpaket von Streckenplaner 97 zusätzliche Länderkarten von Dänemark, Österreich und der Schweiz enthalten sind - ein Bestandteil, für den Benutzer anderer Routenplaner teils deftige Aufpreise zahlen müssen.

Am Rande zu nennen wäre noch die Einbindung von wichtigen (und erweiterbaren) Informationen zu vielen Städten (Einwohnerzahl, Sehenswürdigkeiten, Hotels und teilweise Photos), die Online-Hilfe und der ARexx-Port, anhand dessen man die gerade erworbenen Kenntnisse aus unserem ARexx-Workshop direkt sinnvoll anwenden kann.

Letztendlich wird der etwas gering ausgefallene Umfang von Streckenplaner 97 durch die intuitive Bedienung, die geringe Hardware-Anforderung und den geringen Preis schnell wettgemacht. Wer oft und viel mit dem Auto quer durch das Land fährt oder sich einfach nur geographisch ein Bild von Deutschland oder den Nachbarländern machen möchte, der kann sich das Programm ruhigen Gewissens zulegen.

Mit dem Streckenplaner gehören ungewollte Umwege endlich der Vergangenheit an - nur Fahren müssen Sie noch selbst!



Preis: DM 39,-

Kontakt:
Stefan Ossowskis Schatztruhe
Veronikastr. 33, 45131 Essen

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